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 Artikel geschrieben von:
Michael Hansen - Ellerndiek 14 - 24837 SL - Mitglied im DSV unter der Nummer 2757
Behördlich zugelassener und überprüfter Sittichzüchter
Erstellt im Juni 2009 - Letzte Aktualisierung im März 2010
Diese Seite gehört zu: www.rainbowzucht.de

 

Eine andere Seite der Wellensittichzucht

Ich möchte eindringlich darauf hinweisen, das ich hier ein paar wenige Fotos zeigen werde die eine andere, nicht schöne Seite der Wellensittichzucht zeigen. Daher bitte erst alleine anschauen und nicht sofort mit kleineren Kindern.

Diese Kehrseite, die nicht nur die süßen kleinen Küken oder Jungvögel im Nistkasten zeigen sondern ganz klar verdeutlichen kann, das Zucht früher oder später auch unschöne Seiten haben wird. Ich schreibe bewusst „wird“ nicht „könnte“, denn die Zucht wird auch diese oder ähnliche Seiten irgendwann einmal zeigen.

Mein Bericht soll niemanden die Freude oder Lust auf Wellensittichzucht nehmen, aber ganz klar verdeutlichen:

Jeder Züchter entscheidet mit seinem Eingreifen und Erfahrungen und die dadurch viellt resultierende fehlerhafte Entwicklung der Jungtiere, wie beispielsweise Behinderungen,  sowie über das Leben und Tod der Zuchttiere und deren Nachzuchten.

Michael Hansen

Darüber sollte man viellt auch einmal nachdenken, bevor man viellt unvorbereitet und unbeleckt zu züchten beginnt, denn Rückschläge wird es immer wieder geben.

 

 

Das kennen glaube ich einige:

Man ist als Wellensittichhalter irgendwo in einem z.B. Forum angemeldet um Informationen zu bekommen und auch an andere viellt weiter zu geben, wenn vorhanden. Man findet in den Sommermonaten vermehrt viele Fotos von Küken und Jungvögel diverser Züchter. Je öfter man sich diese Kükenfotos anschaut, je größer wird oftmals der Wunsch in einem größer, selber mit seinen eigenen Tieren züchten und das Verlangen wird dann langsam aber stetig immer und immer größer je mehr Küken und Jungvogelfotos man sich anschaut. Seber möchte man so einen Jungvogel mit den wunderschönen Knopfaugen auf den Finger haben, der z.B. von den eigenen Lieblings Wellis dann abstammen wird.

Man schafft die Vorraussetzungen und bringt seine Wellensittiche in Brutstimmung und die anderen wichtigen Dinge die für eine erfolgreiche Zucht sprechen können und setzt seine Tiere zum ersten mal an ... im Hinterkopf die vielen schönen Küken- und Jungvogelfotos.

Ich wünsche jedem, das solche Bruten reibungslos klappen, aber leider wird es immer wieder mal, je öfter man züchtet und viellt später auch mit Zuchttieren die man einkauft, Probleme geben.

Hier jetzt ein paar der möglichen Probleme die auftreten können ....

 


Auf- oder angefressene Eier

Nun darf man züchten und die Henne legt und legt keine Eier. Kurz bevor man es aufgeben will, liegt unerwartet doch ein Ei im Nistkasten. Die anderen folgen und man ist schon sehr gespannt wie die Jungvögel irgendwann mal aussehen werden. Man sieht die Jungvögel schon förmlich vor seinem Auge da sitzend, super zahm weil man sich ja mit denen immer wenn Zeit ist beschäftigen will und man ist sehr zufrieden mit sich, den Zuchttieren, mit der ganzen Zucht .. bei dem erstem gelegtem Ei.

Aus 1 Ei werden 2, dann 3, 4 und sogar 5 und man kommt zu dem Urteil: "So schwer ist es doch garnet!"

Doch eines Tages bei der Nistkastenkontrolle fehlen alle Eier. Einfach weg, nicht einmal auf dem Boden findet man auch nur ein Stückchen Eierschale wieder. Nur die Henne hat einen leicht verklebten Latz / Brust. "Was war hier los?" denkt man sich mit einem flauem Gefühl in der Magengegend

Die Ursache ist oftmals ganz klar, nur will man das nicht wahr haben: Ob nun die Henne unerfahren oder erfahren ist, es gibt immer wieder Hennen die fressen ihre eigenen Eier selber auf. Das kommt nicht nur bei Wellensittichen vor sondern auch bei anderen Sitticharten und nicht nur auf die Wellensittichzucht reduziert.  Denke ich da an meine Katharinazucht, da war es ähnlich mit dem Eierfressen. 8 Eier gelegt und 2 Tage später 7 weg.

Warum fressen die Sittiche ihre Eier auf? Vermutet wird ein Eiweißmangel oder aber auch das die Henne erkennt, das die Eier nicht befruchtet sind und zerstört diese.

Hähne in Koloniebruten, die sich aus verschiedenen Gründen neu verpaaren mit einer Henne die schon ein Gelege haben, zerstören auch schon mal die vorhandenen Eier der neuen Partnerin, da sie ihre Erbanlagen den Vortritt lassen wollen und mit dieser Tat dann ein neues Gelege mit der Hennen beginnen können. Auch Hähne die mit ihrer Partnerin in einer Zuchtbox sitzen und nicht erkennen, das die Eier der Henne von ihm sind, zerstören auch hin und wieder die Eier.

Ursache für unbefruchtete Eier können zu stark befiederte Kloaken, Störungen beim Tretakt durch andere Tiere in einer Koloniebrut, schlecht haltende oder stark wippende Sitzstangen und auch zu junge Zuchttiere sein.

Ich selber gebe jeder Henne 2 mal die Chance ein Gelege zu beginnen und wenn sie nach dem 2ten mal ihre Eier wieder aufgefressen hat, entferne ich sie aus meiner Zucht. Spielereien wie einen Nistkasten bauen, wo ein gelegtes Ei dann wegrollen kann in einen geschützten Bereich da w die Henne dann nicht das Ei fressen kann, erspare ich mir komplett.

 


Abgestorbene Eier

2 Eier in dem sich schon Leben entwickelt hatte und dennoch abgestorben sind. Man erkennt schon die unterschiedliche Entwicklung des Embryos.

      

Ursachen dafür können sein, das es Störungen während der Brutphase gab, so das die Henne längere Zeit nicht auf ihrem Gelege saß. Temperaturschwankungen oder nicht optimale Luftfeuchtigkeitsverhältnisse im Nistkasten wären auch einiger weitere Möglichkeiten.

Auch wenn beide Elterntiere jeweils den Letalfaktor tragen, wäre eine mögliche Ursache für ein absterben des Kükens im Ei oder sogar das absterben kurz nach dem Schlupf.

Der Letalfaktor ist eine mögliche Ausprägung eines Gens, der an bzw. auf einem Chromosom sitzt und in seiner Reinerbigkeit tödlich ist.

Man spricht in der Wellensittichzucht das der Letalfaktor dominant ist. Das bedeutet das, wenn man 2 Wellensittiche verpaart die den Letalfaktor tragen diesen dominanten Faktor Letalfaktor) hat.

 

Mehrere Gelege eines Paars, wo man fast nur abgestorbene Eier hat, wären u.a. ein Anzeichen für oben aufgeführte Punkte. Sind Vorraussetzungen wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit, keine Störungen der Henne und das damit permanente bebrüten der Eier, ausgeschlossen, wäre der Letalfaktor eine weitere Möglichkeit für das „warum“.

 


Gestorbene Küken oder Jungvögel im Nistkasten

Für Züchter ist der Blick in den Nistkasten manchmal nicht so erfreulich wie erhofft. Es sterben immer wieder mal Küken oder Jungvögel im Nistkasten. Zum teil werden sie nicht mehr gefüttert, einfach von den anderen bzw. auch größeren Jungvögel im Nistkasten erdrückt oder durch andere Gründe, die ich hier nachfolgend noch erörtern werde.

DAS sollte aber keinen Züchter dazu bringen mit der Zucht aufzuhören. Rückschläge gab es und wird es auch immer geben.

Das Foto zeigt ein knapp 3 Tage altes Küken, was nicht gefüttert und auch nicht von einer anderen Henne angenommen wurde. Vermutet wird das solch ein Küken krank ist und die Henne es daher nicht füttert.

 


Abgerissene - abgebissene Gliedmaßen wie Zehen oder Krallen

Ein Jungvogel dem im Nistkasten eine halbe Zehe abgebissen wurde. Verursacher ist unklar.

Im Nistkasten können Streit, Rangeleien, ect dafür verantwortlich sein.

Aber auch die Möglichkeit durch unregelmäßige Reinigung des Nistkastens vom Züchter verkoten die Krallen der Küken und Jungvögel. Diese sollte man vorsichtig mit warmem Wasser reinigen. Versucht man den getrockneten Kotballen an der Kralle mit den Fingernägeln abzureißen, besteht auch die Gefahr dass man einzelne Krallen abreißt, Zehen bricht und diese dann schief zusammen wachsen.

Daher wäre eine tägliche Reinigung des Nistkasten mit Erneuerung des Kleintierstreus vorteilhaft.

 


Küken mit Scherenbiss

Futterreste die im Oberschnabels des Kükens von innen kleben bleiben und nicht vom Züchter entfernt werden, lassen den Unterschnabel über den Oberschnabel wachsen.

Eine spätere Bearbeitung dieses Schnabels durch den Züchter, Halter oder Tierarzt werden oftmals immer periodisch nötig sein.

Ich habe dafür kein Foto (gott_sei_dank) und selbst bei Google unter dem Suchwort "Scherenbiss  Wellensittich" finde ich keine Fotos nur eine Erklärung wo ich das selber schon einmal in einem Forum erörtert habe.

Regelmäßige Kontrollen der Küken, in dem man diese auf die Hand setzt und in Augenschein nimmt, sowie ein kurzes öffnen des Schnabels um evtl. klebende Futterreste im inneren des Oberschnabels zu entfernen, führe ich so durch.

Hier nun ein paar Fotos von Scherenbissen:

An dieser Stelle Danke schön an Sven, der mir diese Bilder mit Scherenbissen zur Verfügung gestellt hat.

 


Andere Schnabelverformungen

Entenschnabel

Auch solch ein "Entenschnabel" kann mal vorkommen bei den Nachzuchten. Ich vermute eine falsche Fütterung des Kükens durch die Mutterhenne, so das der noch weiche Schnabel bei den mehreren Fütterungen leicht aber stetig nach oben gebogen wurde.

Anmerkung 26. Mai 2009: Das bestätigte mir auch die Züchterin via E-Mail, als sie diesen Bericht las. Bei allen Küken dieser Mutter war der Kükenschnabel der einzelnen Tiere leicht nach oben gebogen und bei dem gezeigten Küken auf dem Foto, war es extrem.

 

Natürlich stellt man sich als Züchter die Frage: "Wie soll der jemals alleine fressen können?".

Solch einen Schnabel vorerst lassen wie er ist. NICHT mit Feile oder sonstigen Dingen bearbeiten, da der Schnabel noch am wachsen und sehr weich ist. Bearbeitet man solch einen "Entenschnabel" kann das Resultat dann noch verehrender sein. Oftmals wächst er von alleine wieder nahezu fast normal in der weiteren Entwicklung.

Dieses Foto untersteht nicht meinem Copyright, dennoch habe ich die schriftliche Genehmigung der Züchterin.


 

Kreuzschnabel

 

Der Kreuzschnabel ist auch eine Möglichkeit einer Schnabelverfornung. Vogelkundige Tierärzte können solch einen Schnabel wieder hin bekommen durch mehrere Sitzungen wo sie den nach gewachsenen Schnabel in wieder in Form schneiden bis er dann nahezu vollständig gerade gewachsen ist. Das dauert natürlich seine Zeit.

Dieses Foto untersteht nicht meinem Copyright, dennoch habe ich die schriftliche Genehmigung der Halterin.

 

Es stellt sich oftmals die Frage ob solche Tierarztbesuche nötig sind und ob man das Tier solchen Stress aussetzen muss. Viele Jungvögel lernen schon von klein auf an sich mit solchen Schnabelverformungen wie Scherenbiss oder Kreuzschnabel zu arrangieren. Bekommen sie das Futter selbstständig geöffnet und beeinträchtigt diese Anomalie nicht den Vogel, sollte man über den Stress von  mehreren Tierarztbesuchen nach denken.

 


Renner - französische Mauser

Nachwuchs der nicht oder auch nur schlecht fliegen kann kommt leider immer wieder (ich hoffe selten) einmal vor bei Züchtern und sagt nicht immer das der Züchter etwas falsch gemacht hat.

Bei der französischen Mauser verliert der Jungvogel plötzlich die längeren Schwanz- und Schwungfedern und ist damit verdammt auf dem Boden  zu laufen. Verursacher soll ein Virus sein der schon im Ei vorhanden ist.

Solche Renner benötigen ein behindertengerechten Käfig und viel Klettermöglichkeiten. Über die Ansteckung auf erwachsene Tiere der franz. Mauser ist mir nichts bekannt, da der Virus die Jungtiere befällt.

Renner später zur Zucht anzusetzen würde wieder Renner in den Nistkasten bringen und wäre für mein Verständnis nicht  im Sinne des §11 des Tierschutzgesetzes.

 


Federrupfen

Eine Zuchthenne die ihren Küken die Federn ausrupft und vereinzelt auch auffrisst, ist leider auch kein Einzelfall mehr. Das geht sogar soweit das die Küken blutverschmiert im Nistkasten sitzen und zukünftige Federn teilweise überhaupt nicht mehr nachwachsen können.

Es wird einiges vermutet was die Ursache ist, das geht von: Langeweile  bis zu Mangelerscheinungen der Henne.

Eine Kolbenhirse im Nistkasten und den Nistkastendeckel mit einer Wäscheklammer fixieren, so das Licht in den Nistkasten rein kommt und die Henne sich gestört fühlt, bringt manchmal positiven Erfolg. Sollte alles nicht funktionieren, dann muss man die Küken woanders unterlegen.

Umlegen ist in diesem fall wieder so ein Paradebeispiel, wie wichtig es ist, mehrere Paare anzusetzen, so das man auch die Möglichkeit hat, Eier, Küken oder Jungvögel einer anderen Henne unter zu schieben.

Für die nachfolgenden Fotos habe ich die Genehmigung der Züchterin, diese Fotos hier zu veröffentlichen.

 


Attackierte Küken - Jungvögel

Diese Verletzung beider gezeigten Jungvögel wurde durch die eigene Mutter dem Jungvogel im Nistkasten zugeführt. Beide Fotos sind von unterschiedlichen Zuchtphasen aus verschiedenen Jahren.

 

Zum teil abgebissener Oberschnabel von einer fremden Henne in einer Koloniebrut

Ursachen dafür könnte sein:

 ~ Die Henne hat die Jungvögel im Nistkasten nicht mehr als ihre eigene Nachzucht erkannt und wollte ihn aus dem Nistkasten raus schmeißen. Der Jungvogel aber hatte viellt Angst nach draußen zu gehen, da er nur den Nistkasten kennt und von der Entwicklung noch nicht so weit war und so kam es zu diesen Verletzungen.

 ~ Die Henne sah in ihren Jungvögel eine Erkrankung oder Krankheit so dass diese keine Chance hätten zu überleben. Daher versuchte sie diese zu töten.

 ~ Das Beginnen eines neuen Geleges der Mutter, wobei die Jungvögel der ersten Brut noch nicht den Nistkasten verlassen haben.

 ~ Eine fremde Henne will ausgerechnet in einer durchgeführten Koloniebrut diesen Nistkasten haben, den eine andere Henne mit Jungvögel schon nutzt.

 Das ist dennoch kein Problem was man nur in Koloniebruten kennt, auch Züchter die ausschließlich in Zuchtboxen züchten, kennen das Problem.

 

Vorraussetzungen für Koloniebrut nach meinem Verständnis:

   ~ mind. 2 Nistkästen für jede Henne

   ~ nur Paare einsetzen die in Brutstimmung sind

   ~ kein Überbesatz von Tieren auf das vorhandene Platzangebot

   ~ Störenfriede separieren

   ~ nicht bei unter +10°C Außentemperaturen

   ~ beobachten, beobachten und nochmals beobachten

 

 


 

Ein erfahrener Züchter, der einem unerfahrenem Züchter mit Rat und Tat zu Seite steht und diesen Anfangs begleitet, empfinde ich für die erste Zeit als nur von Vorteil für den Jungzüchter sowie seine Nachzuchten.

Die vielen E-Mails und telefonischen Fragen, die ich diesbezüglich täglich beantworte, bestärken diese Aussage.

 

Es gibt noch weiteres was man hier veröffentlichen könnte. Mal schauen wann ich etwas, was in meiner Zucht vorkam, hier wieder etwas zeigen muss. Ich hoffe das dauert ...

 

 


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