Rubrik Artikel - Vogelkauf

 
 Artikel geschrieben von:
Michael Hansen - Ellerndiek 14 - 24837 SL - Mitglied im DSV unter der Nummer 2757
Behördlich zugelassener und überprüfter Sittichzüchter
Erstellt im Oktober 2008 - Letzte Aktualisierung im Dezember 2008
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Erwerb von neuen Tieren für den eigenen Schwarm oder die eigene Zucht

Merke: Ein Züchter hat nie genügend (gute) Hennen!!!

Ich bekomme öfter Nachfragen wie man sich als junger Züchter oder Züchterin einen Zuchtstamm aufbauen kann. Worauf man da achten sollte und welche Fehler vermeidbar wären bei einem Vogelkauf. Ich möchte mit meinem nachfolgenden Bericht auf einige Dinge etwas genauer eingehen, die meiner Meinung nach wichtig sind, weil ich da selber schon meine Erfahrungen mit gemacht habe und auch machen musste.

Das war der Beweggrund für nachfolgendem Bericht:

 

Grundsätzlich sollte sich der junge Züchter fragen, was sein Zuchtziel ist oder sein sollte.

Man möchte schnell ein Erfolgserlebnis haben und wird schon ganz kribbelig wenn die Zucht das erste mal losgeht. Das können wohl fast alle Züchter nachempfinden und das lässt oftmals einige Skeptzis, bezüglich Brutpaar ect, in den Hintergrund treten.

Zum aufbauen eines Zuchtstamms besteht vielleicht die Möglichkeit einen erfahrenen Züchter um Rat zu fragen und unter Umständen auch von ihm einige Zuchttiere zu erwerben. Viele Fragen können mit einem erfahrenen Züchter schnell geklärt werden und oftmals stehen sie mit Rat und Tat den unerfahrenen Züchtern gerne zur Seite.

Grundsätzlich ist es ja so: Man ist Wellensittichhalter und irgendwann kommt der Wunsch in einem hoch, mit seinen eigenen Tiere Nachwuchs zu haben. Man setzt dann (nach erteilter Zuchtgenehmigung) seine vorhandenen Wellensittiche zur Zucht ein und schaut wie sich das entwickelt. Hat das geklappt kommt meistens irgendwann der Wunsch bestimmte Farbschläge zu züchten, die einem besonders gut gefallen.

Das Fragen anfänglich offen sind, ist mir nicht nur aus meiner Anfangszeit bekannt, ich sehe das auch täglich an meinem E-Mail Postfach. Unsere Homepage war knapp 5 Monate im Internet und hatte da schon 9000 Besucher. Je länger die Homepage im Internet stand, je mehr nahm die Zahl der E-Mails mit Fragen zu die ich, wenn mir zeitlich möglich, auch gerne beantworte.

Hat man einen Züchter direkt im Ort oder in der Nähe ist man auf den E-Mail Verkehr nicht mehr angewiesen sondern kann direkt übers Telefon oder einen Besuch die Probleme bei seinen ersten Brutphasen oftmals beseitigen und muss nicht auf E-Mail Antwort eines weit entfernten Züchters warten.

 

Beginnt der junge Züchter mit seinen ersten Zuchten, sollte man anfänglich nicht mit den schwierigen Farbschlägen oder sogar kombinierten Farbschlägen beginnen. Ein erfahrenes Brutpaar eines befreundeten Züchter wird da sicherlich eine sehr große Hilfe sein, auch wenn es vielleicht nicht der schwierige Farbschlag ist, den man evtl. züchten will.

Meiner Meinung nach geht es doch erst einmal darum, das der unerfahrene Züchter Erfahrungen sammeln sollte in dem er Handhabung, Problembewältigung, Routine und andere sehr wichtige Aspekte erst einmal selber erlernt. Gerade in den ersten Jahren lernt man am meisten was diese Dinge betrifft. Selbstverständlich kommen immer wieder neue „Probleme“ dazu und so bildet man sich permanent weiter. Ich gehe davon aus, das alle Züchter, egal wie lange sie ihr Hobby schon ausüben, immer wieder mal das ein oder andere in Büchern oder im Internet nachschlagen, denn alles wissen kann man nicht.

 

Meine eigenen Erfahrungen habe ich vor knapp 30 Jahren bei einem befreundeten Züchter erlernen können und konnte erst bei den Großsittichen über Katharinasittiche bis zu den Wellensittichen vieles erlernen.

Ich habe mir meinen eigenen Wellensittichstamm in vielen Jahren mühsam aufgebaut. Das erreichte ich primär durch Eigenzuchten sowie und sekundär durch den Erwerb von Zuchttieren von anderen Züchtern, teilweise auch aus dem Internet wo ich mir Zuchttiere hab schicken lassen. Ich setzte fast nur ausschließlich blutsfremde Tiere zur Zucht ein um Fruchtbarkeit, Lebenserwartung sowie Vitalität in meinem Zuchtstamm mir zu erhalten, daher bin ich auch  immer wieder auf der Suche nach „frischem Blut“ für meinen Zuchtstamm.

 

Dennoch birgt der Kauf bei einem unbekannten Züchter kleinere Gefahren, da der Kauf bei fremden  Züchtern immer eine Vertrauenssache ist.

Ich betone hier noch einmal deutlich Vertrauenssache. Viele Züchter, mich eingeschlossen, wurden schon getäuscht bei dem Kauf von Internettieren, die sich diese haben zuschicken lassen.

Niemand weis ob Angaben zu dem favorisierten zukünftigen Zuchttier vom Verkäufer überhaupt stimmen oder ob der Wellensittich überhaupt ankommt und nicht ein anderer in der Transportbox sitzt.

Man sollte vorher Erkundigungen einholen über einen möglichen Verkäufer. Ich gebe dazu immer den Namen oder die E-Mail Adresse bei Google ein um mir so Informationen aus dem Internet zu holen. Hat der Züchter eine Homepage, versuche ich darüber ehemalige Käufer z.B. über das Gästebuch der Homepage ausfindig zu machen und nehme mit denen dann Kontakt auf, in wie weit sie zufrieden waren bzw. noch mit dem Züchter zufrieden sind.

Ich möchte den Züchter nicht ausspionieren oder ähnliches, das liegt mir fern, nur möchte ich vorher informiert sein wie dieser Züchter überhaupt züchten, was für Qualität sie haben, wie zufrieden oder unzufrieden andere sind die bei ihm schon gekauft haben und mir von anderen seiner Käufern, berichten lasse, wie seine Zuchtanlage überhaupt aussieht um dann zu entscheiden ob ich da dann kaufe oder nicht. Oftmals sind sehr große Entfernungen zu dem Züchter mein Beweggrund dafür.

Schicken lassen von Fotos ist ein MUSS! Fotos von mehren Ansichten (Front-, Seiten- und Rückenpartie) sind sehr wichtig. Am besten auch Ringnummer des Tieres geben lassen. Besteht die Möglichkeit das man Fotos der Eltern bekommen kann, dann sollte man die auch nutzen.

 

Gerade in unserem Zeitalter des Internets sollte man doch auch diese Informationsquelle nutzen. Es gibt mehrere sehr gute Foren wo man sich anmelden kann und wo Gleichgesinnte Fragen, Antworten und vieles mehr drin schreiben. Auch dort findet man Züchter denen man Fragen stellen kann. Niemand sagt das dort immer die Wahrheit steht, aber innerhalb eines Forums gibt es immer wieder Käufer und Verkäufer bei denen man sich Informationen über einen Züchter einholen könnte.

Das nachfragen und googeln sind meiner Meinung Dinge, die dienlich für die eigene Zucht sein können. KÖNNEN nicht müssen, es steht auch eine Menge Schrott im Netz.

Ich nenne von der Vielzahl der Internetforen die es gibt, hier einmal nur 3 Foren, bei denen ich u.a. auch selber angemeldet bin und von denen ich überwiegend nur positives berichten kann.

 Als erstes das Forum was ich zu dieser Homepage angemeldet habe:

                  www.potr-wellis.de

Dann natürlich die Vogelforen: www.vogelforen.de

Sowie das Forum von Franz Stenglein: http://forum.wellensittich.de

 

Hat man die Möglichkeit sich persönlich ein Bild zu machen bei einem Züchter von der Zuchtanlage, den Tieren, Haltungs- und Zuchtbedingungen ect, ziehe ich das selbstverständlich vor!

 

Es gibt eine Vielzahl von Punkte, die mich dabei immer sehr interessieren und die ich auch anderen Züchtern sowie Haltern ans Herz lege:

# Sind die Tiere in hellen und geräumigen Volieren untergebracht die einen gepflegten und sauberen Eindruck machen?

'# Wie fruchtbar sind die Eltern bzw. wie viel unbefruchtete Eier hatten sie bei den letzten Gelegen?

# Haben die Tiere glattes nicht struppiges Gefieder (Ausnahme sie sind in der Mauser) und machen sie einen agilen lebhaften Eindruck?

# Fehlen mehrere Schwanz – oder/und Schwungfedern und der Wellensittich ist nicht in der Mauser? Ursache dafür könnte vielleicht eine Federkrankheit sein.

# Sind alle Zehen oder/und Krallen vorhanden und gibt es keine Missbildungen?

Gerade hier bitte darauf achten, wenn ein Züchter einen Vogel zeigt und ihn dazu in die Hand nimmt um die saubere Kloake zu zeigen, kann man z.B. einige Krallen unter den Fingern des Züchters verstecken die viellt fehlen oder Missbildungen haben. So wurde ich vor 3 Jahren auch getäuscht als mir eine Züchterin sehr sehr deutlich die Kloake des Tieres in ihrer Hand zeigte und mit ihren Fingern eine fehlende und eine mißgebildtete Kralle versteckte.

Konsequenz daraus war: Die Henne konnte sich nicht richtig beim Treten (Befruchten durch den Hahn) festhalten und es wurden nur sehr wenige der Eier befruchtet. Ob das nun mit der Kralle zusammen hing, kann ich nicht sagen, nur das die Henne augenscheinlich sehr große Mühe hatte beim Treten sich festzuhalten und die Hähne bei anderen Hennen sehr fruchtbar waren und sogar noch sind.

# Ist die Kloake des Tieres nicht verschmiert?

# Die Tiere sollten nicht auffallend viel schlafen. Gesunde Tiere schlafen stets auf einem Bein ruhend, das andere angezogen. Ganz junge Tiere, die gerade aus dem Nistkasten heraus sind, machen da eine Ausnahme.

# Nach Möglichkeit nur ausgefärbte Tiere kaufen um sich besseres Bild von den Tieren machen zu können.

# Was bekommen die Tiere zu fressen? Besser gefragtt: Welches Futterangebot bietet der Züchter den Tieren an? Wird den Tieren eine Unmenge an Frischobst, Grüngewächsen sowie zusätzlich noch eine sehr breite Palette an extra Vitaminen in fester oder wasserlöslichen Form angeboten? Vitamine sind lebensnotwenig, aber eine Überdosierung kann auf Dauer nicht gut sein. Sollte man sich ein Zuchttier aus solch einer Zucht holen, wie wird er dann in der eigenen Zucht zurecht kommen? Meistens schlecht!

# Die Eltern des favorisierten Vogels zeigen lassen. Ich finde das wichtig, gerade was die Vererbung betrifft. Hinweis dazu: Haben die Eltern einen Farbschlag spalt – rezessiv – geschlechtsgebunden angehört. Wird ein Zuchtziel verfolgt sind das wichtige Informationen die einem dann sonst fehlen und unter Umständen ein weiteres Jahr Zucht nötig wird.

# Wie ist das Tier im allgemeinen genährt oder tritt gar das Brustbein vielleicht wegen Nahrungsmangel hervor?

# Wie ist die Luft / der Geruch in der Zuchtanlage beim betreten? Das kann man nur bei geschlossenen Räumen oder Zuchtanlagen feststellen wie Zuchtkeller, Häuser ect.. Schlechter Geruch in einer Anlage sollte uns vor dem Kauf eines möglichen Zuchttieres abschrecken.

# Bei dem Gespräch mit einem Züchter auch ruhig fragen

-  wie er seine Anlage desinfiziert

-  welchen Tierarzt er hat, ob irgendwelche Krankheiten bei ihm immer wieder vorkommen und was er dagegen unternimmt

-  ob seine Tiere auch frische Pflanzen aus der Natur bekommen und welche

-  ob er Hennen dabei hat die ihre Küken töten. Ich habe den Eindruck, das sich das weiter vererbt, aber ich kann mich auch irren. Nur habe ich die Möglichkeit mir zwischen einer Kükenkillerin und einer nicht Kükenkillerin den Nachwuchs auszusuchen, würde ich immer bei der nicht Killerin den Nachwuchs favorisieren für meine Zucht.

Aus solchen Gesprächen mit erfahrenen Züchtern, kann man immer eine Menge lernen.

# Die Freundlichkeit eines Züchters ist nicht das entscheidende Kaufkriterium. Information sowie gesunde Tiere und eine Zuchtanlage die in Ordnung ist stelle ich deutlich über Freundlichkeit eines Züchters.

 

Wie bekomme ich gekaufte Tiere heim?

Ich habe mir für den Transport von Wellensittichen, die ich direkt abhole, eine Transportbox mit 2 Kammern selber gebaut. Diese habe ich mit einem Griff versehen und kann auf einer längeren Autofahrt mir immer den Wellensittich anschauen ob es ihm gut geht oder das Tier Probleme innerhalb der Box hat oder ähnliches. Das wäre vielleicht auch etwas für einen Züchter der bei anderen Züchtern kauft und nicht diese ollen Pappschachteln einsetzen will. In die Box lege ich etwas Kolbenhirse und Standartfutter rein. Hat der Züchter irgendeine Spezialmischung, die er seinen Tieren anbietet, dann sollte man davon ruhig etwas mitnehmen und diese dann immer mehr mit der eigenen Futtermischung mischen und dem Vogel dann von Tag zu Tag in der Quarantänezeit an das neue Futter gewöhnen.

Hier noch einmal Foto meiner Box, die ich auch schon in einem meiner anderen Berichte gezeigt habe:

330mm b  X  170 mm h  X  295 mm t

 

Hat man sich Tiere aus einer Zucht gekauft, sollte man bei einer Umsetzung in die eigene Zuchtunterbringung berücksichtigen aus welchen Temperaturen die neuen Tiere kommen, ob sie z.B. aus geheizten Räumen kommen und dann in der eigenen Zucht in Außenvolieren gehalten werden oder umgekehrt, das ist ein wichtiger Aspekt für deren  Vogelgesundheit. Niemals Tiere aus warmen Zuchten direkt in Außenanlagen setzen (Ausnahme Sommer). Die Tiere müssen sich langsam an die Temperaturen der Außenhaltung gewöhnen. Das macht man am besten über die Sommermonate.

Wellensittiche die von Außenvolieren in eine Hausanlage mit Zimmertemperaturen kommen, beginnen immer kurzeitig an zu mausern. Das ist kein Problem, nur solche Tiere sollte man nicht für die Zucht dann einsetzen und dann sollte ihr Nahrungsangebot auch erweitert werden mit Futter oder Präperate was mauserunterstützend ist. Dabei sollte Futter was Kieselsäure enthält wie Gurke, Dinkel, Hirse, Hafer sowie Weizen den Tieren zur Verfügung gestellt werden.

 

Nach dem Kauf von Zuchttieren ist es jedem Züchter selbst überlassen ob er eine Quarantänezeit einhält oder nicht, bevor die neuen Zuchttiere in die Volieren zu den anderen dürfen. Dabei muss man berücksichtigen das der Wellensittich ein sehr guter Schauspieler ist, der Krankheiten oftmals sehr gut überspielen kann selbst wenn sie schon ausgebrochen sind. Die Gefahr einer Infizierung des eigenen Zuchtstamms durch fremde Tiere ist sehr groß und je nach Zuchtstamm, Aufwand und Kosten ect sollte darüber jeder Züchter und auch Halter bei Neuerwerb von Tieren nachdenken, bevor diese zu dem eigenen Schwarm dürfen. 

Sichtkontrolle des Kots (nicht unnormal breiig oder verfärbt); des Gefieders; wie sich der Vogel auf einer Sitzstange hält; ob er frisst ect sind Dinge die man beobachten sollte als Züchter und Käufer. Ob er gefressen hat, erkennt man an den leeren Spelzen in dem sauberen Quarantänekäfig den man vorbereitet hat. Dazu empfiehlt es sich Bodenfütterung durchzuführen in flachen glasierten Tonschalen und das Trinkwasser kann man in einer etwas höheren Schale anbieten und nicht aus Bananenfontänen oder ähnlichem. Einige Wellensittiche kenne das nicht und so kann man sie langsam ihre Gewohnheit umstellen. Auch wenn es so aussieht das der Wellensittich nicht trinkt, sollte man sich nicht täuschen lassen. Ein Wellensittich braucht sehr wenig Flüssigkeit und wir stehen nicht 24 Stunden am Käfig um zu kontrollieren ob er trinkt. Er wird schon trinken und fressen, wenn er sich ungestört fühlt.

Das solche Schalen nicht direkt unter eine Sitzstange stehen sollten ist, so denke ich, klar wegen dem Vogelkot der dann in die Schalen reinkommen könnte.

Ich selber lasse alle neuen Tiere in Quarantäne bis ich sie einem einem vogelkundigem Tierarzt  vorgestellt habe, wo Kot und Kropfabstrich der "Neuen" untersucht wird und erst nachdem OK des Ta, dürfen sie zu meinem Schwarm. Im Quarantänekäfig schaue ich mir oben aufgeführte Punkte selber vorher einmal genauer an.


 


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