Rubrik Artikel  - Der Wasserglastest

 
 Artikel geschrieben von:
Michael Hansen - Ellerndiek 14 - 24837 SL - Mitglied im DSV unter der Nummer 2757
Behördlich zugelassener und überprüfter Sittichzüchter
Erstellt im Dezember 2012
Diese Seite gehört zu: www.rainbowzucht.de
 

Der Wasserglastest - Kontrolle von Leben in einem Ei

 

Ein effektiver Züchter führt nicht nur Unterlagen für jedes Zuchttier sondern selbstverständlich führt er auch Nistkastenkarten wo unter anderem das Legedatum des Ei´s eingetragen wird um so sicher zu gehen, das bei späteren Komplikationen er helfend eingreifen könnte. Sollte ein Küken nach 20 Tagen es immer noch nicht selbstständig geschafft haben sich aus dem Ei zu befreien, weil beispielsweise die Schale zu dick ist, dann würde es qualvoll sterben. Hat aber nun ein Züchter das Legedatum notiert, weis er wo er evtl. helfend eingreifen müsste und wann welches beschriftete Ei eigentlich im Normalfall schlüpfen wird. Ohne solche Aufzeichnungen ist es leider oftmals nur, als wenn man an einem Glücksrad dreht und nimmt man sich nun den Mut, ein Ei zu öffnen was "gefühlt" 19 Tage bebrütet wurde, öffnet dieses und man sieht dann ein noch lebendes, aber nicht voll entwickeltes Küken was so nicht lebensfähig ist da es nur 15 echte Tage im Ei war, so muss der Züchter das mit seinem Gewissen vereinbaren, denn er ist Schuld das solch ein Küken keine Überlebenschance hat!

 

Zu den wichtigen Aufzeichnungen gehört nach meinem Verständnis auch das schieren (durchleuchten) der gelegten Eier zwischen den 3 und 7 Tag um sich zu vergewissern, das ein Ei befruchtet ist und das dann auch nach 18 Tagen bebrüten auch hoffentlich ein Küken schlüpfen könnte.

Nicht befruchtete Eier entferne ich aus dem Nistkasten konsequent, denn sie entziehen der Henne nur unnötig Energie und haben auch keinen positiven Vorteil meiner Meinung nach, der ein verbleiben im Nistkasten rechtfertigen würde.

 

Es gibt verschiedene Varianten um ein Ei zu schieren. 

Ich nutze dafür eine starke Taschenlampe und lege das Ei auf das Glas und umfasse dann die Taschenlampe oben mit meiner Hand um so mehr Dunkelheit um das Ei zu bekommen. Beim durch leuchten sieht man dann kleine feine rote Äderchen und dann ist man sich sicher: 

Das Ei ist befruchtet wie hier auf dem Foto anhand der roten Äderchen sehr gut zu erkennen ist.

 

Durch eine Vielzahl von Umständen kann das entstehende Leben im Ei aber leider absterben. Möglichkeiten dafür wären unter anderem:

- Störungen der Henne beim Brüten

- Beschädigte Eierschale und eindringen von Keimen

- Letalfaktoren der Eltern

- oder aber auch es lebt aber schafft es nicht zu schlüpfen, weil die Eierschale zu dick ist und das Küken es nicht schafft die Wand mit dem Eizahn aufzuschaben

- ect

 

Nach ca. 12 Tagen ist die Schale des Ei´s so ausgehärtet, das man weder mit einer Taschenlampe durch leuchten könnte oder mit einer anderen starken Lichtquelle um den Entwicklungsstand oder aber auch eine Kontrolle durch führen könnte ob das entstehende Küken überhaupt noch lebt.

Da heißt es für den Züchter: Warten!

 

Sind nun keine Störungen im Nistkasten gewesen und die Henne war auch keine unruhige Henne, die andauernd das Gelege verlassen hat wird im Regelfall nach 18 Tagen dann ein Küken schlüpfen.

 

Nun wartet man voller Hoffnung den 18. Tag ab und stellt dann spät abends fest: Kein Küken schlüpfte! Starb das Küken nun in der Entwicklungsphase ab, in der Vogelzucht spricht man da von dis (dead in shell) oder ist es einfach nur später dran?

Was kann man jetzt machen?

Es gibt Küken die brauchen immer etwas länger wie andere. Das kennen wir von vielen Tierarten und auch bei der menschlichen Geburt gibt es Kinder, die später als "geplant" zur Welt kommen als der eigentliche errechnete Stichtag.

Bei Säugetieren gibt uns die heutige Medizin eine Vielzahl von Möglichkeiten um Herzschlag u.v.m zu kontrollieren aber bei einem z.B. Vogel haben die wenigsten Züchter diese Möglichkeiten um Herzschlag ect zu hören.

 

Kommt das bei mir vor, so nehme ich das Ei am 19. Tag aus dem Gelege und kontrolliere ob Leben in dem Ei ist und zwar gehe ich wie folgt vor:

1. Ein Handelsübliches Trinkglas aus dem Küchenschrank wird mit ca. 45°C warmen Wasser gefüllt und auf eine ruhige gerade Fläche gestellt. Benötigt werden ca. 40°C aber da die Gläser kalt sind, wird das Wasser schneller runter gekühlt.
2. Das markierte Ei wird vorsichtig genommen und ganz sanft und ruhig langsam in das Wasser gelegt, so das so wenig wie möglich Unruhe ins Wasserglas kommt
3. Nun heißt es abwarten bis sich die Wellen auf der Wasseroberfläche beruhigt haben und das Ei sanft vor sich hin schwimmt
4. In unregelmäßigen Abständen bewegt sich ein lebendes Küken im Ei und diese Bewegungen übertragen sich auf das Wasser und wenn man jetzt hin und wieder kleine Wellen auf der Wasseroberfläche sieht die nicht von anderen Erschütterungen oder dem eigenem Atem verursacht werden, ist man sich sicher: Das Küken lebt!

 

Nun liegt es in der Entscheidung des Züchters wann er eingreift und dem Küken evtl. Schlupfhilfe geben wird, weil es entkräftet ist, sich im Ei nicht drehen kann und daher die Schale von innen nicht aufschaben könnte sowie weitere gründe die gegen das Schlüpfen aus eigener Kükenkraft sprechen.

 

Habe ich eine Henne die sehr gut auf dem Gelege saß, dann helfe ich ab dem 20. - 21. Tag selber nach. Habe ich aber eine Henne die unruhig war, wo der Hahn evtl. oft im Nistkasten störte und die Henne so vom Gelege musste, da kann das auch erst am 23. Tag dann soweit sein, das ich helfend eingreife.

Selbsterklärend ist es ja, wenn das zB dritte Küken am 18. Tag immer noch nicht schlüpfte obwohl die beiden Geschwisterchen (Ei 1 und Ei 2) auf den Stichtag genau schlüpften, das ich da nicht bis zum 23. Tag abwarte.

Wie man einem Küken Schlupfhilfe geben kann, konnten meine Tochter und ich im Jahr 2010 fotografisch festhalten bei einem Ei, was von einer Mutter nur sehr unregelmäßig bebrütet wurde und wo alle voran geschlüpften Küken des Geleges nach 20 Tagen schlüpfte. Auch bei dem Ei habe ich vorher den Wasserglastest durchgeführt und Interessierte können gerne dem Link einmal folgen um sich anzuschauen wie man mit Hilfe eines Federkiels einer Wellensittichschwanzfeder ein Küken aus einem Ei befreien sanft kann: http://www.rainbowzucht.de/Fotos_schlupfhilfel.htm

 

Im Interesse der Küken sollte nicht vorzeitig mit dem Wasserglastest begonnen werden aus Jux und Dollerei. Taucht das Ei erst einmal in das Wasser ein so ist die "natürliche" Schutzschicht des Eis verloren gegangen und es ist so deutlich anfälliger für Schmutz.

 


Copyright © Dezember 2012 Michael Hansen. Alle Rechte vorbehalten.

michael@rainbowzucht.de